Sonntagskolumne 11. Juli 2010

Gestern hat mir ein guter Freund einen sehr wichtigen Satz gesagt:
Es ist geschickt, sich schicken zu lassen.

Ich habe seit einer Woche die Arbeit im Bürgerbüro bei Frau Jung beendet. Sicher stellt sich nun die Frage, wohin soll es gehen, was ist zu tun. Aber genau durch den obigen Satz bin ich zum Innehalten gekommen. Ich habe zwar die eine oder andere Idee, sind es diese aber, die ich verwirklichen soll?

Dein Wille geschehe, beten wir im Vater unser. Kann ich das auch? Oder tue ich vielleicht viel zu viel selber lenken und walten? Überlasse ich mich wirklich dem Herrn?

Nein, zuviel will ich selber und meine selbst in die Hand nehmen zu müssen. In der letzten Zeit habe ich erfahren, dass ich da wohl ein wenig auf dem Holzweg bin. Und aufeinmal stehe ich vor dem großen Thema der Rechtfertigung in meinem ganz eigenen Leben. Nur aus Glaube, sola gratia, sind hier die Schlagwörter. Glaube heißt zum einen Vertrauen auf Gott, aber in einer Tiefe,  die einen als anpackender Mensch auch erschrecken kann. Wenn ich mich ganz Gott überlasse, was passiert dann? Ja, dies ist ein zutiefst wichtiger Schritt, denn Luther schon vor uns gegangen ist und auch andere spirituelle Menschen, die wir eigentlich alle sind.

Nun begebe ich mich auf den Weg, des Innehaltens und Hörens, was Gottes Wille für mich ist. Ich wage es, loslassen, mich ihm anzuvertrauen. Praktisch gesehen heißt das für mich, dass ich mich intensiv, so wie es mein Alltag zeitlich erlaubt, mich den kirchlichen Riten, Gottesdiensten, Lesen der Losungen usw. widme. Es ist kein theoretisches Studieren, denn das habe ich ja schon vollbracht, sondern es ist ein Einlassen auf Gottes Wille. Was ist nun meine Berufung, und wo soll sie mich hinführen? Nicht ich führe, sondern ich lasse mich führen.

Und da bin ich nun mitten im Thema Spiritualität im Alltag. Vielleicht müssen wir alle wieder mehr hinhören, was Gott mit uns vor hat und nicht in einen Aktionismus verfallen, der nirgends hinführt.

Ich habe oft die Erfahrung gemacht, dass Situationen, Menschen, die auf mich zukommen, dass diese oft geschickt wurden. Wenn ich aber selber meinte, dies wäre jetzt dran, dann konnte es auch eine Ehrenrunde sein und ich habe hinterher festgestellt, es war mein Wille.  Aber durch diese Erfahrungen stecke ich immer mehr ab, was nun sein Weg ist, den er mit mir geht. Und wie so schön der Psalm 23 beschreibt, geht er auch mit, wenn wir im finsteren Tal wandeln oder unser verirren. Er ist bei uns alle Tage und behütet uns. Er schickt uns seine Engel, die uns helfen.

Die klare Schau Gottes, das ist es, was wir erstreben als spirituelle Menschen. Den Vorhang lichten. Und dieser Weg beginnt bei einem selber. Entdecke deine Wunden, deine Muster, deinen Egoismus, deine Talente, deine Emotionen, deine Beziehungsfähigkeit usw. Dies alles in Bezug zur Gottesbeziehung zu sehen und zu deuten und einiges an Mauern und Nebel durchbrechen, um das wahre Licht zu sehen, dahin zieht es mich. Ich habe nun gelernt, dass ich das nicht tun kann, sondern es geschieht mit mir. Und das fällt uns sehr schwer, die wir doch gerne alles in unserer Hand haben.

Ich wünsche allen einen gesegneten Sonntag und viel Mut beim erhören und erfahren, wohin die Reise mit Gott geht.

Eure/Ihre Christina Forster

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