Lesetipp

Gerhard Lohfink: Gegen die Verharmlosung Jesu

Ein paar Seiten habe ich schon gelesen und ich finde es sehr gut. Es gibt viele Bücher über Jesus und doch nähern wir uns immer nur an, was er uns wohl übermitteln wollte. Verstehen wir ihn heute noch mit seiner Botschaft des Reiches Gottes, was schon mit seiner Ankunft angebrochen hat?

In dem Buch von Lohfink sind Vorträge gesammelt, die sich mit dem Thema der Verharmlosung Jesu beschäftigen.

Für Ihn muss sich Kirche ständig erneuern. Das hat schon Martin Luther erkannt und auch andere Reformatoren. Viele Bücher erscheinen, wo es um die dringende Veränderung von Kirche geht. Wohin soll sie sich verändern? Soll sie dem Zeitgeist hinterherjagen oder gibt es einen anderen Weg?

Im Grunde muss sich Kirche wieder auf ihre jesuanischen Wurzeln besinnen, z.B. was bedeutet Jüngerschaft und was meint Jesus mit seiner Naherwartung des Reiches Gottes. Das Bild des Pfarrers ist auch im Wandel. Umgang mit spirituellen Wegen und Übungen. Es gibt vieles, was neu zu bedenken ist und man spürt in allen Kirchen die Bemühung etwas zu ändern oder die Botschaft Jesus lebensnah zu verkünden und zu leben.

Ein paar weitere Bücher für einen neuen Weg möchte ich hier nennen, die mir im Laufe meiner Arbeit in der Evangelisch-methodistischen Kirche begegnet sind und die mich sehr unterstützen:

  • Dan Kimball: Emerging Church – Die postmoderne Kirche: Spiritualität und Gemeinde für neue Generationen.
  • Michael Frost: Die Zukunft gestalten.

Gemeindeentwicklung und -Erneuerung, das sind Themen in der EmK. Ich bin gespannt, wo uns der Weg hinführt, gerade auch in meiner Gemeinde in Kleinbasel. Es ist nicht immer einfach, alt Bewährtes loszulassen, aber wir befinden uns in einer großen Umbruchsphase und da muss man einiges überdenken. Jede Gemeinde hat ihren Auftrag von Gott und diesen gilt es immer wieder zu erhören. Wo geht Gemeinde hin? Gerade bei Pfarrerwechsel bietet sich die Chance alles zu durchleuchten. Ich hatte das Glück, dass ein Teil der Gemeinde schon mit einem Projekt auf einen neuen Weg geht. Man muss mutig sein. Einfach was ausprobieren und auch immer wieder den Kontext, wo man ist als Gemeinde, untersuchen und einbinden.

Als Pfarrersneuling eine große Herausforderung, neue Wege zu beschreiten Gesamtkirchlich und in der Gemeinde. Aber wer mich kennt, weiß, dass ich neue Wege gerne gehe und nicht jemand bin, der nur verwaltet was da ist. Der Ruf, der mich in meinem Leben begleitet, stärkt mich immer wieder, Gottes Weg zu gehen und seine Botschaft zu leben, zu hören und zu verkündigen, auf dass unsere Welt ein wenig besser wird und wir Hoffnung haben.

Morgen habe ich vor einem Jahr in Kleinbasel mein Amt inne genommen und die vielfältige und generationenübergreifende seelsorgerliche und spirituelle Arbeit in der Gemeindeleitung ist spannend, herausfordernd und macht viel Freude, vor allem wenn ich spüre, dass Menschen mich auf dem Weg der Veränderung begleiten und unterstützen. Alleine kann man das nicht, sondern gemeinsam geht man den Weg zu und mit Jesus.

Gedanken zum Abendmahl

Heute habe ich mich intensiv mit der Abendmahlsliturgie auseinandergesetzt.
Was bedeutet für mich Abendmahl:  Während der Abendmahlsliturgie geschieht die Wandlung von Brot und Wein. Jesus Christus ist real präsent in Brot und Wein. Wir empfangen Christi Leib und Blut zu unserem Heil. Es ist also nicht nur ein symbolischer Vollzug, wie in den reformierten Gemeinden.
Im Grunde trennt uns nur die unblutige Wiederholung des Opfers durch den Priester und das Amtsverständnis von unseren katholischen Mitbrüdern. Es ist die Aufgabe von Theologen und Liturgen, die Bedeutung des Abendmahls mit ihren Gebeten und Formeln den Gläubigen wieder nahe zu bringen. Rituale sind nicht da, um sie über Bord zu werfen, denn Rituale sind vom Religionsstifter gestiftet worden. Sie müssen vielmehr eingeübt werden und der Liturg muss hinter den Worten stehen und um dessen Bedeutung und Wirkung wissen.

Was ich nun für mich im Laufe meiner Tätigkeit als Liturgin gelernt und erfahren habe, ist, dass ich den Schuh nicht neu erfinden muss, sondern dass gerade die ursrpünglichen Worte und Rituale es sind, die einen in die spirituelle Dimension, in die Mystagogik führen.

„Zu beobachtende Merkmale eines Rituals:

  • Regelmäßigkeit des Termins
  • Ablauf der Handlung ist weitgehend vorherbestimmt
  • Standardisierte Sprache (Liturgie mit Leitbegriffen)
  • Bestimmter Habitus (besondere Haltung, nicht alltägliche Kleidung, spezielle Gegenstände)
  • Transformation und Wirksamkeit
  • Überhöhung … [Transzendierung] Des Weiteren gilt hier auch der Aspekt des Vertrauens zu den Ritualen. Man muss den Ritus nicht verstehen, sondern man vertraut darauf, dass er richtig ist.“

Quelle:  C. Forster, Trauer- und Bestattungsrituale. In: Forster C, Rolf B (Hg.) (2008/2009) Das Bestatter-Handbuch.

Das Abendmahl ist für mich ein wichtiger Zugang zur Gemeinschaft mit Gott und meinen Mitchristen. Gemeinsam erleben wir im Moment des Abendmahls eine Gemeinschaft unter uns und mit Jesus Christus. Es ist eine Versinnlichung des Wortes, eine körperliche Erfahrung von der Nähe Jesu Christi.

Das evang. Gottesdienstbuch – unsere Agende – bietet viele Erklärungen zu den Gebeten und Texten.

Einen lesenswerten Beitrag zum Abendmahl und zum Gottesdienst incl. praktischen Ratschlägen habe ich bei der SELKD gefunden: http://www.selk-deutschland.de/download/Nr16-Bente-Gottesdienst.pdf

Zudem ist auch das Projekt der Kieler Messe sehr interessant:
http://www.uni-kiel.de/prof-bobert-projekte/

Abschließend möchte ich Menschen ermutigen, wieder in die Gottesdienste zu gehen. Sie sind eine Unterbrechung unseres Alltags, in dem wir oft fremdgesteuert sind, in dem wir von uns entfernt werden. Ich selbst war als junger Mensch kein regelmäßiger Kirchgänger, aber im Laufe des Studiums der Theologie und nach meinem Studium, habe ich durch Gottesdienstbesuche (sowohl evang. als auch katholisch) erfahren, wie stärkend unsere Riten, Gebete, Predigten sein können. Mittlerweile bin ich fast jeden Sonntag in der Kirche. Sicher kann man sich fragen, ob das wirklich notwendig ist. Sollte man nicht lieber die Individualseelsorge fördern? Sie gehört dazu, aber genauso wichtig empfinde ich das Angebot des sonntäglichen Gottesdienstes, auch wenn nicht jeder immer da ist. Aber schon allein zu wissen, zu Hause feieren sie gemeinsam Gottesdienst und auch in jeder anderen Kirche, ist schon stärkend und heilsam. Egal, wo gebetet wird, Gebete sind die Antwort auf die Sinnlosigkeit und Leere des Lebens. Gebete und Gottesdienste wirken in die Welt und gerade in diesen Zeiten brauchen wir diese Gebet, wo alles drunter und drüber geht und man eigentlich gar nicht mehr weiß, wo es lang geht und wo Lösungen sind.

Christen und die Welt

Gestern stand ein sehr intererssanter Artikel in der FAZ von Pfr. Teuffel: www.faz.net

Eine deutliche Sicht auf das Kreuz, mit dem wir Christen es eben auch oft Schwer haben. Was bedeutet Nachfolge Christi? Wir müssen unser Kreuz auf uns nehmen oder unser Leben verlieren um Jesu wille, um es zu gewinnen. Diese Verse kennen wir allzugut. Doch lassen sie sich auch leben? Ja, in einem stetigen Bemühen und annehmen, dass wir trotz unserer Unvollständigkeit in Christus angenommen sind.

Jesus ist auch heute noch ein Stein des Anstoßes und wir müssen immer wieder seine Worte in uns aufnehmen. Wir Christen leben in zwei Welten, aber trotzdem haben wir eine Verantwortung für diese Welt, in der wir uns bewegen. Friedliche und klare Einmischung wünsche ich mir von uns Christen.  Christsein beschränkt sich nicht auf meinen privaten Bereich. Christsein ist ein hineingehen in die Welt, um dort authentisch christlich zu leben.

Was heißt christlich leben? Viele Bücher sind und werden darüber geschrieben. Christlich Leben heisst für mich die Beziehung zu Gott lebendig zu halten. Es ist ein Weg, der Steine im Weg hat, der auch nicht immer glorreich ist. Leiden gehört dazu. Es ist ein steiniger Weg, mit Xavier Naidoo zu sprechen, aber wir gehen in auch gemeinsam. Christsein bedeutet dann in seiner Konsequenz auch ein Stein des Anstoßes sein zu können. Und am Ende winkt Seeligkeit um mit Beethovens „Christus am Ölberge“ zu sprechen, und die kann jeder nur selber erfahren.

Mit Bonhoeffer gesprochen: »Die letzte verantwortliche Frage ist nicht, wie ich mich heroisch aus der Affäre ziehe, sondern wie eine kommende Generation weiterleben soll«.

Ich wünsche Ihnen allen eine gesegnete Karwoche und frohe Ostern.

Kolumne zu Japan

Japan steht vor schweren Stunden und eigentlich ist die Situation unberechbar.

Was für Auswirkungen wird das für uns haben? Was ist, wenn es zum Gau kommt? Was können wir tun? Wir können beten. Unser Landesbischof ruft uns dazu auf. In den Gottesdiensten wird für die Katastrophe gesammelt.

Ich habe fast das Gefühl, wie wenn wir nun die Quittung dafür bekommen, dass wir Menschen die Schöpfung in die Hand nehmen und wir uns selbst als Gott aufspielen. In der Passionszeit geschieht nun solch ein Unglück. Warum kann der Mensch immer noch nicht begreifen, dass er Geschöpf ist und nicht der große Schöpfer, nicht der Grund der Schöpfung. Wir sind ein Teil von ihr und benehmen uns ganz anders.

Von Umkehr wird von unseren Kanzeln gepredigt. Ja, wir müssen umkehren. Immer wieder und jeden Tag aufs Neue. Wenn wir es denn nicht tun, dann werden die Konsequenzen unseres globalen Handelns uns keine Freude bereiten.

Japan zeigt uns mehr denn je, dass wir endlich alternative, regenerative Energie brauchen und dass in großem Maßstab. Viele geniale Erfindungen liegen in Schubladen, werden aber nicht umgesetzt, weil Politik und Wirtschaft weniger Profit davon haben. Ich hoffe, dass die Tragödie in Japan die Politiker zur Umkehr bewegt und sie endlich ihre Verantwortung für die Menschen wahrnhemen und sich von Habgier und kurzfristigen Gewinnen nicht mehr blenden und leiten lassen.

Und wir alle müssen in diesen Tagen auch umdenken. Was brauche ich wirklich im Leben? Wo geht mein Weg hin? Bin ich noch unterwegs im Glauben? Wir alle sind jetzt gefordert. Keiner kann sich herausreden. Und wenn wir einfach wieder uns mehr an unseren Grund des Daseins erinnern, uns Gott öffnen im Gebet, in den Exerzitien, im Bibellesen und im Gottesdienst.

Passionszeit

Morgen ist der letzte Sonntag, wo wir in der Kirche das Gloria singen, ab dann erklingt es erst wieder am Ostersonntag.

© Cornelia SchächIch freue mich diesmal besonders auf die Fastenzeit. Die Ökumenischen Exerzitien stehen vor der Tür und man nimmt sich Zeit für Einkehr und Besinnung. Man kann auch ganz bewusst den Weg Jesu nachverfolgen. Ich finde, gerade die Ostertag sind unheimlich dicht. Gründonnerstag mit dem Feierabendmahl, Freitag der Gottesdienst der Sterbestunde Jesu, Osternacht, Ostersonntag (Auferstehung Jesu) und -montag. Die Stationen Jesu können einem auch ein tieferes Verständnis der eigenen Lebensstationen aufzeigen.

Konzerte in der Passionszeit stehen auch an. Zum einen singe ich mit dem Nymphenburger Kantatenchor 2 von den 3 kirchlichen Werke Beethovens. „Christus am Ölberge“ zeigt eine ganz eigene Perspektive auf die Passion. Der Kampf Jesu am Ölberg steht im Vordergrund. Erinnert mich sehr an das Buch von Eric Emmanuel Schmitt „Das Evangelium nach Pilatus“. Am Anfang des Buches steht ein Monolog Jesu auf dem Ölberg.

Als weiteres Konzert singen ich bei Pergolesis „Stabat Mater“ für Frauenchor und Solisten mit. Ein sehr beeindruckendes und schönes Werk.

Alles in allem eine sehr dichte und erfüllende Passionszeit. Von all den Festen im Kirchenjahr liebe ich diese Zeit am meisten, denn sie spiegelt unser menschliches Leben zwischen Himmel und Erde, zwischen Ewigkeit und Vergänglichkeit wieder. Hier wird deutlich, das wir an die Transzendenz angeschlossen sind und dass wir immer wieder inne halten sollten, um uns neu auf die Botschaft Jesu Christi auszurichten.

Ich wünsche allen eine gesegnete Passionszeit, die am Achermittwoch beginnt.

Kolumne – Sonntagsgedanken

Nachdem ich nun ein neues Bücherregal besorgt habe und einiges umgeräumt habe, Bücher aus dem Keller geholt, habe ich sogar mehr Platz. Sogar ein Gebetsplatz ist entstanden.

Gestern habe ich ihn eingeweiht mit Liedern aus Taize und meinen Beerdigungsliedern. Zur Zeit mache ich jeden früh meine Exerzitien. Es sind sogar zwei. Einmal die Vorbereitung der Ökumenischen Exerzitien, die wir als Begleiter vorab schon einmal durchexerzieren und das Buch Evangelischer Lebensbegleiter, wo für jeden Tag auch Texte und Gedankenanstöße enthalten sind.

Für mich ist das tägliche Gebet und Meditieren über christliche und biblische Texte sehr wichtig. Es zentriert mich und hilft mir zu erfahren, dass das Leben im Geiste Gottes ein erfülltes Leben ist. Ich gehe mit dieser Haltung anders mit den Dingen, Menschen und Erlebnissen um, die mir begegenen. Der Weg des Glaubens ist nicht einfach und oft auch steinig und bedarf der Übung. Wir Evangelischen haben das ein wenig vergessen, aber gerade in der Ökumene können wir da wieder anknüpfen am Üben. Wir haben auch eigene spirituelle Wurzeln wie Gerhard Tersteegen (1697–1769), Hakob Böhm (1575–1624), Dorothee Sölle, Dietrich Bonhoeffer, …

Literaturvorschlag (ohne Gewähr, da noch nicht gelesen):

Sabine Bobert: Jesusgebet und neue Mystik: Grundlagen einer christlichen Mystagogik

Ich wünsche einen gesegneten Sonntag und den Mut sich mit Gott und Glauben auseinanderzusetzten, denn er ist nicht einfach nur ein Teil, sondern er das Ganze in unserem Leben, in unserer Welt, er ist Alles und das Eine.

Heutige Losung Jes 55,2

Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie so manche Losung einfach so gut in unsere gegenwärtige Situation passt. Heute steht sie in Jes 55,2:

Warum zählt ihr Geld dar für das, was kein Brot ist, und sauren Verdienst für das, was nicht satt macht? Hört doch auf mich, so werdet ihr Gutes essen.“

Die Stelle aus dem NT steht in Joh 6,32:

„Christus spricht: Mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel.“

Ich denke, dass wir in unserem Alltag sehr gut diese Einstellung leben können. Wir vergessen oft, dass unsere Quelle Gott ist und setzen an seine Stelle oftmals eben anderes Brot. Das Brot ist eine schöne Metaphorik, die sich durch die ganze Bibel durchzieht.

Wir sollten öfters uns wieder dem wahren Brot zuwenden und wieder mit Gott sprechen und auch gemeinsam unseren Glauben feiern. Viele Menschen glauben irgendwie, aber doch finden sie den Weg in die Kirche nicht. Ich wünschte mir, dass diese Menschen kommen und uns als aktive Gemeindemitglieder fragen und herausfordern.

Eure/Ihre Christina Forster
Ich wünsche allen ein sonniges und segensreiches Wochenende

Politik und Theologie – Kolumne 18. Juli 2010

Kirchenaustritte, Bischöfinnen treten zurück, Gesundheitsreform, Krieg, Öl, …

So vieles passiert, was wir vielleicht gar nicht mehr verstehen. Wo ist die Lösung? Wem können wir noch vertrauen?

Als Theologin beobachte ich, wie Kirche an Mitgliedern verliert, wie 2 Bischöfinnen kurz hintereinander ihr Amt niederlegen. Da kann man schon auf den Gedanken kommen, dass Frauen nun aus den ganz hohen Ämtern verschwinden sollen, wie es auch der NDRinfo schreibt:

http://www.ndrinfo.de/programm/sendungen/kommentar476.html

Ich glaube aber eher, dass wir eine Zeit der Verunsicherung erleben und das eben auch an solchen Stellen spürbar ist. Vielleicht sind diese hierarchischen Strukturen nicht mehr tragbar? Vielleicht müssen wir kreativ sein und Neues erschaffen?

Viele Fragen und wo finden wir Antwort? Ich selber sehe immer mehr im Leben Jesu Christi einen Weg, den wir gehen können. Er ist zwar in vielem radikal, aber wenn wir Christen seinen Weg zuende denken, dann können wir nicht umhin, diesen Weg zu gehen.

Im Sonntagsblatt habe ich im Glaubenskurs über die Seligpreisungen der Bergpredigt folgende bedenkenswerte Stellungnahmen von Frau Käßmann entdeckt:

„Sie [Seligpreisungen] sind Hoffnung für eine veränderbare, verbesserliche Welt im Hier und Jetzt, in dieser Welt. Sie speist sich dabei aus der Hoffnung auf Gottes Zukunft, die über unsere Zeit hinaus geht. O ja, belächelt wurden jene Worte immer wieder, wie alle Träumer und Weltverbesserer belächelt werden. Altbundeskanzler Helmut Schmidt hat einmal gesagt, mit den Seligpreisungen könne man keine Politik machen. Aber vielleicht wäre gerade das ein überzeugender Ansatz, weil es dann nicht um eine Politik des puren Pragmatismus, des ökonomischen Rechnens und des Machterhalts ginge, sondern um eine Politik, die noch Visionen kennt, die sieht, was die Bibel sagt: Gerechtigkeit im Lande misst sich immer daran, wie es den Schwächsten in der Gesellschaft geht.“

(Sonntagsblatt, Nr. 29, 18.7.10, S. 22)

Seien wir als Christen wieder mutig Christen zu sein und aufzustehen. Nicht die Katastrophe sollen wir bennenen oder in den Vordergrund stellen wie Unheilspropheten, sondern eben positiv verändern und kreativ Christentum als Kirche und als einzelner Gläubiger leben und in die Welt tragen. Wir dürfen nicht beim Bennen des Unheils stehen bleiben, sondern sind dazu aufgefordert Heilung zu sehen und weiterzugeben, die uns Jesus Christus zuteil werden  läßt.

Einen gesegneten Sonntag wünschen Ihnen/Euch
Christina Forster

Ausklang des Ökumenischen Kirchentages 2010

Der Ökumenische Kirchentag ist nun zu Ende. Zeichen der Hoffnung war er und dies tragen wir nun in unsere Gemeinden.
An so einem Kirchentag bekommt man viele Impulse und kommt zum Nachdenken. Was ist wichtig im Leben? Wo soll es hingehen? Nehme ich mir genügend Zeit für das Gebet und höre ich Gott zu? Wachstum der Menschlichkeit war das Schlußwort des Abschiedsgottesdienstes auf der Theresienwiese.

Für mich selber war dieser Kirchentag wichtig. Er gab mir Hoffnung für die kommende Zeit, wo unsere Familie stark sein muss. Trost und Hoffnung und auch viel Humor begegneten mir.
Das Helfen mit meinen Mitschwestern und -brüdern aus meiner Gemeinde, damit die Gäste sich hier wohl fühlten, war auch eine schöne Erfahrung. Den Geist Gottes in den riesigen Messehallen zu spüren, wenn wir gemeinsam sangen und beteten oder impulsive Vorträge hörten. Die Begegungen mit fremden Menschen und das Finden von Freunden und uns verband alle der Glaube. Kirche als Vision für eine bessere Welt und das nicht erst im Jenseits. Die Gemeinschaft mit meinen katholischen und orthodoxen Glaubensgeschwistern. Die Menschen des Kirchentages haben München zum Brennpunkt des Glaubens gemacht.

Möge Gott uns die Kraft und den Segen geben, seinen Willen zu tun und auf seinem Wege zu wandeln und nicht aufzugeben, auch wenn wir Fehler machen oder scheitern oder wir keinen Ausweg mehr sehen. Gottes Liebe wieder in uns zulassen – nur dann wird es in mir hell und ich werde ein Licht für meine Mitmenschen sein.

Kolumne zu Kirchenaustritten – 27.04.2010

Durch die Missbrauchsfälle, die jetzt erst ans Tageslicht kamen, treten viele Menschen aus der Kirche aus. Geschieht das aber nicht zu voreilig? Sollte man nicht auch bedenken, dass nicht alle Kirchenmitarbeiter, ob im Ehrenamt oder im Hauptamt, hier schuldig sind. Die Arbeit dieser Menschen wird dadurch missachtet durch die Austritte und die Mitarbeiter, die des Missbrauchs beschuldigt werden.

Wir sollten bedenken, dass die beiden Kirchen einen wesentlichen Anteil daran haben, dass unser Sozialwesen gut funktioniert. Durch die Kirchensteuer werden viele Projekte finanziert, wie Kindergärten, Krankenhäuser, Jugendarbeit, Altenarbeit, Armenversorgung, Psychosoziale Stationen, Gemeindeseelsorge, Krankenhausseelsorge, Hospiz, Forschung mit anderen Disziplinen, usw. Wenn wir nun die Kirchenmitgliedschaft kündigen, graben wir solchen notwendigen Projekten das Wasser ab. Der Staat selber kann diese nicht Refinanzieren.

Zudem sind unsere Kirchen ein wichtiger Teil unseres öffentlichen Gewissens, die sich für Gruppen und Menschen einsetzten, die am Rande stehen. Denken wir auch nur an die friedliche Bewegung des Mauerfalls. Ohne die Kraft der Kirche, wäre dieser nicht so unblutig verlaufen.
Ein anderer Aspekt ist, dass wir, indem wir den Kirchen den Rücken zu kehren, Sekten und auch freien Kirchen den Boden überlassen. Sekten sind nun mal anziehend, da sie mit unlauteren Mitteln die Menschen beeinflussen und für sich gewinnen. Freie christliche Gemeinschaften haben den

Nachteil, dass sie nicht in der Öffentlichkeit der Gesellschaft stehen und somit auch nicht so sehr im gesellschaftlichen Diskurs stehen. Sie existieren sozusagen wie eine kleine Parallelgesellschaft nebenher.

Sicher kann man Volkskirche kritisieren, aber die Vorteile liegen klar auf der Hand:

  • Sie stehen im öffentlichen Diskurs.
  • Kooperation mit anderen wissenschaftlichen Disziplinen, wie Medizin, Sozialwissenschaften, Ethik, Naturwissenschaften.
  • Sie prägen den ethischen Diskurs in Gesellschaft und Politik.
  • Gerade die Öffentlichkeit von Kirche ist für die Kirchen selber ein gute Kontrolle, wie wir jetzt an der Aufdeckung der Missbrauchsfälle sehen.

Die beiden Kirchen nehmen gesellschaftliche Verantwortung wahr. Dies haben wir gesehen, als der eine Satz von Frau Dr. Käßmanns Neujahrspredigt (Nichts ist gut in Afghanistan), endlich eine Diskussion über den militärischen Einsatz in Afghanistan in Gang brachte.

Wenn wir also unseren beiden Kirchen den Rücken zu kehren, wer tritt dann noch so wirksam für ethische Grundsätze und Werte ein oder für Randgruppen. Wer bietet den Politikern die Stirn? Wer äußert sich kritisch hörbar zu schwierigen gesellschaftlichen und politischen Problemen?

Dies alles sei zu bedenken, wenn man den Schritt aus der Kirche geht.

Ihre
Christina Forster