Die freilaufende Theologin – Sonntagskolumne

In Christus Jesus haben wir Freiheit und Zugang zu Gott, im Vertrauen auf ihn, durch den Glauben an ihn. (Epheser 3,12)

Erst vor ein paar Wochen ist mit der Begriff für mich „freilaufende Theologin“ eingefallen. Im Grunde bedeutet das ja, man sollte mich einfangen und an meinen beruflichen Platz schicken.

Vieles habe ich als Theologin gemacht, aber wenn man so langsam die Schwelle zur Mitte des Lebens betritt (nächstes Jahr steht der 40. Geburtstag an), dann wünsche ich mir einen beruflichen Ort als Theologin, an dem ich in den nächsten Jahren wirke.

In der nächsten Zeit werde ich mir Gedanken machen, wo genau meine Kompetenzen liegen und dies dann ausarbeiten und dann auf Ortsuche gehen. Ein spannendes Unterfangen. Eine Richtung habe ich jetzt schon mit meiner Gelassenheitstrainerin am Chiemsee (Helke Fussell: www.gelassenheitstraining.de) erarbeitet. Nun gilt es, sich in das Thema theoretisch und praktische noch tiefer einzulassen und zu prüfen, wie das Ganze zu realisieren ist und einen Projektplan zu erstellen.

Die Losung zum heutigen Tag, die am Anfang steht, gehört auch dazu. Nur im Vertrauen auf Jesus Christus und mit ihm an der Seite, kann ein Leben in Freiheit und mit Gott geschehen. Als Christin kann ich das für mich so sagen und habe es auch oft erfahren.

Man steht in einer Schwelle und weiß nicht genau, wo soll es hingehen, was mache ich jetzt. Und zum anderen sind noch Altlasten da, die zu berabeiten sind, die einen vielleicht auch behindern, das Neue anzugehen. Das kann vieles sein, wie Verlust, alte Muster, Verletzungen usw. Aber genau an dieser Schwelle können wir Lasten auflösen und IHM anvertrauen und somit den Blick für das Neue schärfen und ausformulieren und im Vertrauen auf IHN die nächsten Schritte gehen.

Ich wünsche einen gesegneten Sonntag
Ihre/Deine Christina Forster

Kolumne – Sonntagsgedanken

Die morgige Losung aus dem NT ist sehr interessant und passt sehr gut in unsere Zeit:

Gebt also sorgfältig darauf Acht, wie ihr lebt! Verhaltet euch nicht wie unverständige Leute, sondern verhaltet euch klug. Macht den bestmöglichen Gebrauch von eurer Zeit, gerade weil wir in einer schlimmen Zeit leben. (Eph 5, 15f)

Achtsamkeit braucht Zeit. Nehmen wir uns noch Zeit für die Dinge und Begegnungen? Oft erscheint es mir, dass wir an der Oberfläche schwimmen und alles möglichst immer schnell abhaken. Doch wir sehen ja, wo das hinführt im Großen wie im Kleinen. Das weiß jeder von uns selber.

Wie kann man dagegen ansteuern, wie aus diesem Hamsterrad ausbrechen? Ich selber habe festgestellt, dass ich immer mehr versuche, den Dingen und Menschen in meinem Leben den Raum zu geben, den sie brauchen – mich eingeschlossen. Das heißt, ich schätze dies alles wert und konsumiere nicht einfach nur. Durch meine Gespräche mit meinen Mitmenschen sehe ich, dass viele sich danach sehnen. Wenn jeder von uns wieder mehr Achtsamkeit in sein Leben bringt, dann wirkt es sehr weit. Wir können nicht die Welt ändern, aber wir können durch unser Verhalten etwas dazu beitragen, was wiederum anderen Menschen hilft und animiert es gleich zu tun.

Christlich gesprochen heißt das: Leben in der Kraft des Heiligen Geistes. Auch die folgenden Verse aus dem Epheserbrief sind für uns heutige Christen wertvoll.

Das Wort zum Sonntag hat auch das Thema „Zeit verschenken“ und „Brücken bauen“.

Ich wünsche allen eine gute und gesegnete Woche!

Politik und Theologie – Kolumne 18. Juli 2010

Kirchenaustritte, Bischöfinnen treten zurück, Gesundheitsreform, Krieg, Öl, …

So vieles passiert, was wir vielleicht gar nicht mehr verstehen. Wo ist die Lösung? Wem können wir noch vertrauen?

Als Theologin beobachte ich, wie Kirche an Mitgliedern verliert, wie 2 Bischöfinnen kurz hintereinander ihr Amt niederlegen. Da kann man schon auf den Gedanken kommen, dass Frauen nun aus den ganz hohen Ämtern verschwinden sollen, wie es auch der NDRinfo schreibt:

http://www.ndrinfo.de/programm/sendungen/kommentar476.html

Ich glaube aber eher, dass wir eine Zeit der Verunsicherung erleben und das eben auch an solchen Stellen spürbar ist. Vielleicht sind diese hierarchischen Strukturen nicht mehr tragbar? Vielleicht müssen wir kreativ sein und Neues erschaffen?

Viele Fragen und wo finden wir Antwort? Ich selber sehe immer mehr im Leben Jesu Christi einen Weg, den wir gehen können. Er ist zwar in vielem radikal, aber wenn wir Christen seinen Weg zuende denken, dann können wir nicht umhin, diesen Weg zu gehen.

Im Sonntagsblatt habe ich im Glaubenskurs über die Seligpreisungen der Bergpredigt folgende bedenkenswerte Stellungnahmen von Frau Käßmann entdeckt:

„Sie [Seligpreisungen] sind Hoffnung für eine veränderbare, verbesserliche Welt im Hier und Jetzt, in dieser Welt. Sie speist sich dabei aus der Hoffnung auf Gottes Zukunft, die über unsere Zeit hinaus geht. O ja, belächelt wurden jene Worte immer wieder, wie alle Träumer und Weltverbesserer belächelt werden. Altbundeskanzler Helmut Schmidt hat einmal gesagt, mit den Seligpreisungen könne man keine Politik machen. Aber vielleicht wäre gerade das ein überzeugender Ansatz, weil es dann nicht um eine Politik des puren Pragmatismus, des ökonomischen Rechnens und des Machterhalts ginge, sondern um eine Politik, die noch Visionen kennt, die sieht, was die Bibel sagt: Gerechtigkeit im Lande misst sich immer daran, wie es den Schwächsten in der Gesellschaft geht.“

(Sonntagsblatt, Nr. 29, 18.7.10, S. 22)

Seien wir als Christen wieder mutig Christen zu sein und aufzustehen. Nicht die Katastrophe sollen wir bennenen oder in den Vordergrund stellen wie Unheilspropheten, sondern eben positiv verändern und kreativ Christentum als Kirche und als einzelner Gläubiger leben und in die Welt tragen. Wir dürfen nicht beim Bennen des Unheils stehen bleiben, sondern sind dazu aufgefordert Heilung zu sehen und weiterzugeben, die uns Jesus Christus zuteil werden  läßt.

Einen gesegneten Sonntag wünschen Ihnen/Euch
Christina Forster

Sonntagskolumne 11. Juli 2010

Gestern hat mir ein guter Freund einen sehr wichtigen Satz gesagt:
Es ist geschickt, sich schicken zu lassen.

Ich habe seit einer Woche die Arbeit im Bürgerbüro bei Frau Jung beendet. Sicher stellt sich nun die Frage, wohin soll es gehen, was ist zu tun. Aber genau durch den obigen Satz bin ich zum Innehalten gekommen. Ich habe zwar die eine oder andere Idee, sind es diese aber, die ich verwirklichen soll?

Dein Wille geschehe, beten wir im Vater unser. Kann ich das auch? Oder tue ich vielleicht viel zu viel selber lenken und walten? Überlasse ich mich wirklich dem Herrn?

Nein, zuviel will ich selber und meine selbst in die Hand nehmen zu müssen. In der letzten Zeit habe ich erfahren, dass ich da wohl ein wenig auf dem Holzweg bin. Und aufeinmal stehe ich vor dem großen Thema der Rechtfertigung in meinem ganz eigenen Leben. Nur aus Glaube, sola gratia, sind hier die Schlagwörter. Glaube heißt zum einen Vertrauen auf Gott, aber in einer Tiefe,  die einen als anpackender Mensch auch erschrecken kann. Wenn ich mich ganz Gott überlasse, was passiert dann? Ja, dies ist ein zutiefst wichtiger Schritt, denn Luther schon vor uns gegangen ist und auch andere spirituelle Menschen, die wir eigentlich alle sind.

Nun begebe ich mich auf den Weg, des Innehaltens und Hörens, was Gottes Wille für mich ist. Ich wage es, loslassen, mich ihm anzuvertrauen. Praktisch gesehen heißt das für mich, dass ich mich intensiv, so wie es mein Alltag zeitlich erlaubt, mich den kirchlichen Riten, Gottesdiensten, Lesen der Losungen usw. widme. Es ist kein theoretisches Studieren, denn das habe ich ja schon vollbracht, sondern es ist ein Einlassen auf Gottes Wille. Was ist nun meine Berufung, und wo soll sie mich hinführen? Nicht ich führe, sondern ich lasse mich führen.

Und da bin ich nun mitten im Thema Spiritualität im Alltag. Vielleicht müssen wir alle wieder mehr hinhören, was Gott mit uns vor hat und nicht in einen Aktionismus verfallen, der nirgends hinführt.

Ich habe oft die Erfahrung gemacht, dass Situationen, Menschen, die auf mich zukommen, dass diese oft geschickt wurden. Wenn ich aber selber meinte, dies wäre jetzt dran, dann konnte es auch eine Ehrenrunde sein und ich habe hinterher festgestellt, es war mein Wille.  Aber durch diese Erfahrungen stecke ich immer mehr ab, was nun sein Weg ist, den er mit mir geht. Und wie so schön der Psalm 23 beschreibt, geht er auch mit, wenn wir im finsteren Tal wandeln oder unser verirren. Er ist bei uns alle Tage und behütet uns. Er schickt uns seine Engel, die uns helfen.

Die klare Schau Gottes, das ist es, was wir erstreben als spirituelle Menschen. Den Vorhang lichten. Und dieser Weg beginnt bei einem selber. Entdecke deine Wunden, deine Muster, deinen Egoismus, deine Talente, deine Emotionen, deine Beziehungsfähigkeit usw. Dies alles in Bezug zur Gottesbeziehung zu sehen und zu deuten und einiges an Mauern und Nebel durchbrechen, um das wahre Licht zu sehen, dahin zieht es mich. Ich habe nun gelernt, dass ich das nicht tun kann, sondern es geschieht mit mir. Und das fällt uns sehr schwer, die wir doch gerne alles in unserer Hand haben.

Ich wünsche allen einen gesegneten Sonntag und viel Mut beim erhören und erfahren, wohin die Reise mit Gott geht.

Eure/Ihre Christina Forster

Kolumne zu Kirchenaustritten – 27.04.2010

Durch die Missbrauchsfälle, die jetzt erst ans Tageslicht kamen, treten viele Menschen aus der Kirche aus. Geschieht das aber nicht zu voreilig? Sollte man nicht auch bedenken, dass nicht alle Kirchenmitarbeiter, ob im Ehrenamt oder im Hauptamt, hier schuldig sind. Die Arbeit dieser Menschen wird dadurch missachtet durch die Austritte und die Mitarbeiter, die des Missbrauchs beschuldigt werden.

Wir sollten bedenken, dass die beiden Kirchen einen wesentlichen Anteil daran haben, dass unser Sozialwesen gut funktioniert. Durch die Kirchensteuer werden viele Projekte finanziert, wie Kindergärten, Krankenhäuser, Jugendarbeit, Altenarbeit, Armenversorgung, Psychosoziale Stationen, Gemeindeseelsorge, Krankenhausseelsorge, Hospiz, Forschung mit anderen Disziplinen, usw. Wenn wir nun die Kirchenmitgliedschaft kündigen, graben wir solchen notwendigen Projekten das Wasser ab. Der Staat selber kann diese nicht Refinanzieren.

Zudem sind unsere Kirchen ein wichtiger Teil unseres öffentlichen Gewissens, die sich für Gruppen und Menschen einsetzten, die am Rande stehen. Denken wir auch nur an die friedliche Bewegung des Mauerfalls. Ohne die Kraft der Kirche, wäre dieser nicht so unblutig verlaufen.
Ein anderer Aspekt ist, dass wir, indem wir den Kirchen den Rücken zu kehren, Sekten und auch freien Kirchen den Boden überlassen. Sekten sind nun mal anziehend, da sie mit unlauteren Mitteln die Menschen beeinflussen und für sich gewinnen. Freie christliche Gemeinschaften haben den

Nachteil, dass sie nicht in der Öffentlichkeit der Gesellschaft stehen und somit auch nicht so sehr im gesellschaftlichen Diskurs stehen. Sie existieren sozusagen wie eine kleine Parallelgesellschaft nebenher.

Sicher kann man Volkskirche kritisieren, aber die Vorteile liegen klar auf der Hand:

  • Sie stehen im öffentlichen Diskurs.
  • Kooperation mit anderen wissenschaftlichen Disziplinen, wie Medizin, Sozialwissenschaften, Ethik, Naturwissenschaften.
  • Sie prägen den ethischen Diskurs in Gesellschaft und Politik.
  • Gerade die Öffentlichkeit von Kirche ist für die Kirchen selber ein gute Kontrolle, wie wir jetzt an der Aufdeckung der Missbrauchsfälle sehen.

Die beiden Kirchen nehmen gesellschaftliche Verantwortung wahr. Dies haben wir gesehen, als der eine Satz von Frau Dr. Käßmanns Neujahrspredigt (Nichts ist gut in Afghanistan), endlich eine Diskussion über den militärischen Einsatz in Afghanistan in Gang brachte.

Wenn wir also unseren beiden Kirchen den Rücken zu kehren, wer tritt dann noch so wirksam für ethische Grundsätze und Werte ein oder für Randgruppen. Wer bietet den Politikern die Stirn? Wer äußert sich kritisch hörbar zu schwierigen gesellschaftlichen und politischen Problemen?

Dies alles sei zu bedenken, wenn man den Schritt aus der Kirche geht.

Ihre
Christina Forster

Kolumne zum 21. April 2010

Eigentlich wollte ich zuerst die Zeitung lesen, aber da meine eigenen Gedanken stärker waren, habe ich diesen nun den Raum zur Entfaltung gegeben. So sitze ich mit meinem Frühstück und meinem netbook am Frühstückstisch und schreibe meine Gedanken zu Politik und Theologie nieder, oder was mache ich als Theologin in der Politik.

Web 2.0 hat nun auch hier in der Politik Fuß gefasst. Ich finde es sehr gut, denn man kann sich so viel mehr über Politiker informieren und sogar kommunizieren. Ich hatte natürlich schon einen Blog, weil wir Theologen sowieso sehr gerne für unsere Mitmenschen schreiben und nicht nur predigen 😉
Aber twitter und facebook, dass habe ich erst durch meine Arbeit bei Claudia Jung kennengelernt. Ich lerne diese Instrumente immer mehr zu schätzen und setze sie auch für mein ehrenamtliches Engagement in der Kirche als Chorsängerin und Prädikantin ein.

Web 2.0 ermöglicht es den Politikern ein Gesicht zu bekommen. Wie oft stand ich an der Urne und habe mir gedacht, wen wähle ich denn da nun. Ich kenne diese Menschen gar nicht und irgendwie hatte ich auch immer das Gefühl, dass Politik nicht unbedingt wirklich zum Wohle der Menschen agiert. Politikverdrossen wurde ich nicht, dank meines Stiefvaters, der ein Vollblutpolitiker ist und durch den ich auch einen guten Politiker erfahre, der Visionen hat, was man braucht, um Menschen zu führen und innovativ zu agieren.

Natürlich spiele ich mit dem Gedanken auch in die Politik zu gehen. Da kann man vielleicht noch mehr bewegen und was für unsere Umwelt tun.
Doch oft werde ich dieser Illusion beraubt, wenn ich die Landtagsdebatten so ansehe. Wie viel wird sich da bemüht und dann dann werden gute Ansätze im Keim erstickt. Geht es denn da wirklich um uns Bürger oder sind viele Politiker eben doch eher an ihrem Sessel interessiert. Ja, oft spricht man von Filz usw. Meine engsten Freunde sagen mir: Tu dir das nicht an, denn du bist viel zu ehrlich und gut. Das mag stimmen, aber, wenn nicht solche Menschen den Mut haben, Politik zu machen, dann können wir uns gleich mit einem Blumenstrauß ins Grab begeben.

Verantwortung übernehmen. Das ist für mich das Stichwort. Und das nicht nur im Kleinen, sondern, wenn es einen da hinführt, eben auch im Großen.
Ich lebe mittlerweile so, dass ich dort, wo Gott mich hinstellt, ich mein Bestes gebe und immer  meinem Gewissen folge. In allem was ich tue und bin, versuche ich Christin zu sein und auch immer tiefer in das einzudringen, wer Gott ist und was er von jedem Einzelnen will.

Man könnte jetzt sagen: Christina Du spinnst. Das mag sein. Doch fühle ich mich einfach gestärkt durch meine Gemeinde und meine Freunde, denn in Begegnungen ist Spiritualität erfahrbar, die dann auch in den Alltag mitgenommen werden kann.
Erst gestern bin ich vom Bahnhof zu meinem Bürgerbüro gegangen und habe diese wundervolle Liebe Gottes gespürt. Es war Freud und Leid zugleich und eine ungeheure Kraft. So hat mich im Alltag das Universum geküsst, wie es einer unserer besten Theologen Schleiermacher (1799, Reden über die Religion) ausgedrückt hat.

Im Grunde müssen wir wieder Mut bekommen, um unsere Verantwortung wahrzunehmen. Wenn wir selber diese nicht wahrnehmen, dann bekommen wir eben auch Menschen, die uns schlecht führen.

Ich wünsche Euch allen eine gute Restwoche und habt Mut Verantwortung zu übernehmen und euch mitzuteilen.

Eure
Christina Forster Mag.theol. usw. 😉