heute gelesen …

Für meine Predigt bin ich über meinen Lehrer Prof. Michael Schibilsky gestolpert. Beim Lesen seiner Gedenkschrift ist mir folgendes Zitat in die Augen gesprungen:

 „Provinzialismus – das ist das Thema dieses Buches. […] Aber wenn Provinz eben der normale Alltag ist, die kleine Umwelt mit ihren kleinen, bedeutungslosen Problemen, dann kennzeichnet sie nichts Unbedeutenderes als den unmittelbaren Lebensraum von über achtzig Prozent der bundesrepublikanischen Bevölkerun: das, was engagierte Intellektuelle gern als Basis bezeichnen, aber doch am liebsten ignorieren, statt sich auf Konflikte unmittelbar vor Ort, in der kleinen Stadt, in der unscheinbaren Bürgerinitiative, in einer unbedeutenden Unterauschuß-Sitzung des Rates, in Leserbrief-Kontroversen im Lokalblättchen, bei kommunalpolitischen Diskussionen in Bürgerversammlungen einzulassen. […] Unbequem zu sein, das bedeutet in der großen welt Originalität, Persönlichkeit, Aufmerksamkeit. In der Provinz erntet man für unbequeme Äußerungen allenfalls eisiges Schweigen, bösen Spott, verletzende Angriffe oder kalte Gleichgültigkeit. Und nirgendwo ist unbequemes Verhalten, der Mut zur Unangepasstheit so nötig wie gerade in der Provinz.“

(M. Schibiklsky: Blätter aus der Provinz. Ein Lesebuch aus dem Alltag irgendwo in Westdeutschland 1950-1975, Bielfeld 1975, S. 9)

Zudem stelle ich fest, dass unser theologisches Denken sehr ähnlich ist und ich sehr froh bin, dass wir 5 Jahre miteinander gearbeitet haben. Er hat mir mal gesagt, als wir auf der Suche nach einem theologischen Arbeitsfed für mich waren, dass wenn es etwas nicht gibt an Beruf, dann müsse man es eben kreieren. Und genau das habe ich bis jetzt gemacht und bin sehr glücklich über die vielen Erfahrungen und Menschen, die ich kennengelernt habe.

Am 8. Februar 2005 ist er verstorben und am 14.2.05 wurde er beerdigt. Er hat mich in meinem theologischen Denken und Leben sehr beeinflusst. Durch ihn habe ich mich bestätigt gefühlt, dass Theologie und Glaube mein ganzes Leben durchwirken soll.

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