Margot Käßmann: Neujahrspredigt 2010 – Standpunkt zum Einsatz in Afghanistan

Gedanken zu kriegerischen Einsätzen der Bundeswehr

Es ist sicher wichtig, dass man sich für Menschen einsetzt, wenn diese ihrer Menschenwürde beraubt werden. Leider hat der Islam einige Richtungen, die nach unserem Verständnis die Menschenwürde in Frage stellen. Nur ist das nicht nur im Islam der Fall, sondern auch in China …
Warum kommt es immer wieder im Osten zu Konflikten. Vielleicht sind diese Einsetze ja nicht nur wegen der Verletzung der Menschenrechte, sondern es stecken auch wirtschaftliche und machtpolitische Gründe dahinter, die nicht unbedingt ethisch vertretbar sind.

Ich für meinen Teile habe in meiner Weihnachtspredigt kriegerische Einsätze in Frage gestellt, da Gewalt keine Lösung ist, um Gewalt zu verhindern. Dies hat uns die Geschichte immer wieder gelehrt.
Auch jetzt sehen wir es, dass der Bundeswehreinsatz kaum Erfolge aufweist, sondern die Situation wird eher schlimmer und der Taliban wird stärker.
Eine Lösung geschieht, wenn überhaupt, nur im Dialog und in der Diplomatie. Dieser Weg ist anstrengender und man muss sich mit seinem Gegenüber intensivst auseinandersetzen. Aber das Ergebnis kann nur besser sein, als wie es jetzt ist.

Als Christin kann ich kriegerische Einsätze nur ablehnen, denn es wiederspricht eines unserer wichtigsten ethischen Einstellung: Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst. Liebe deine Feinde. Wenn dich einer auf die Wange schlägt, dann halte auch die andere hin.
Das ist sicher nicht einfach zu leben, denn es bedarf sehr viel Mut, Charakterstärke und Courage. Jedoch habe ich im Alltag immer wieder erlebt, dass ich viel besser lebe und auch weniger zerstöre, wenn ich versuche, diese Grundsätze zu verwirklichen.

Unsere EKD-Ratsvorsitzende Bischöfin Margot Käßmann hat das in ihrer Neujahrspredigt 2010 auch nochmals sehr betont und mich freut es, dass durch sie eine wichtige Diskussion in denn Gang gekommen ist. Guttenberg hat sie sogar zu einem Gespräch eingeladen: Bericht in RP-online

mehr zum Thema auch: Predigten zur Jahreswende 2009/2010

Zitat aus der Neujahrspredigt:
„Nichts ist gut in Afghanistan. All diese Strategien, sie haben uns lange darüber hinweggetäuscht, dass Soldaten nun einmal Waffen benutzen und eben auch Zivilisten getötet werden. Das wissen die Menschen in Dresden besonders gut! Wir brauchen Menschen, die nicht erschrecken vor der Logik des Krieges, sondern ein klares Friedenszeugnis in der Welt abgeben, gegen Gewalt und Krieg aufbegehren und sagen: Die Hoffnung auf Gottes Zukunft gibt mir schon hier und jetzt den Mut von Alternativen zu reden und mich dafür einzusetzen. Manche finden das naiv. Ein Bundeswehroffizier schrieb mir, etwas zynisch, ich meinte wohl, ich könnte mit weiblichem Charme Taliban vom Frieden überzeugen. Ich bin nicht naiv. Aber Waffen schaffen offensichtlich auch keinen Frieden in Afghanistan. Wir brauchen mehr Fantasie für den Frieden, für ganz andere Formen, Konflikte zu bewältigen. Das kann manchmal mehr bewirken als alles abgeklärte Einstimmen in den vermeintlich so pragmatischen Ruf zu den Waffen. Vor gut zwanzig Jahren haben viele Menschen die Kerzen und Gebete auch hier in Dresden belächelt … .“
Quelle: EKD, Predigten

Ich bin sehr glücklich, dass Kirche sich einmischt in Gesellschaft, Soziales, Politik, Wirtschaft … . Spiritualität ist die Basis allen Lebens!!

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